top of page

Reportage: Polestar Fahrbericht – Interstellar Overdrive

  • Redaktion
  • vor 8 Stunden
  • 3 Min. Lesezeit

Polestar hat zur Testfahrt der neuen Modelle 3 und 4 ins österreichische Saalbach-Hinterglemm eingeladen – wir haben angenommen.

Zeigt sich von den klimatischen Bedingungen unbeeindruckt: der Polestar 4 | © Polestar
Zeigt sich von den klimatischen Bedingungen unbeeindruckt: der Polestar 4 | © Polestar

Als wir am Flughafen Salzburg in das Shuttle, ein Polestar 2, einsteigen, fühlt es sich trotz des aktuellen Facelifts wie ein Wiedersehen mit einem alten Bekannten an. Den entsprechenden Fahrbericht könnt ihr in buddy No. 11 nachlesen. Vor Ort werden wir allerdings von den beiden SUV-Modellen 3 und 4 erwartet, wobei Erstgenanntes das neue Flaggschiff darstellt und mit einem Einstiegspreis von 74.590 € fernab des Verdachts steht, ein Familienauto für jedermann zu sein. Da muss die Begeisterung für Technik und Design schon von einem gut gefüllten Sparstrumpf unterstützt werden.

 

On your marks: Polestar 4

Am ersten Tag unserer Reise steht zunächst das SUV Coupé-Hybrid Polestar 4 vor dem Boutiquehotel Goldstück inmitten eines schneebedeckten Szenarios, das zu den skandinavischen Wurzeln der Fahrzeuge nicht besser passen könnte. Beim Einsteigen fällt sofort die großzügiger ausfallende Beinfreiheit auf, der Wählhebel für die Schaltung wurde im Vergleich zum Polestar 2 aus der Mittelkonsole ans Lenkrad verfrachtet. Das 15,4 Zoll große Display findet sich hier im Querformat, eine Ausrichtung im Hochformat ist nicht möglich. Die Bedienung des Displays ist Polestar-typisch einfach, durchdacht und nach wenigen Minuten intuitiv, weil sie nach Funktionen gruppiert ist. Knöpfe und Hebel um das Lenkrad herum sind angenehm minimalistisch, das kennt man von diversen Herstellern anders, und man wähnt sich fast wie in einem Boeing-Linienflug.

Eine wirkliche Besonderheit stellt der Rückspiegel dar, der eigentlich Rückdisplay heißen sollte: Hier wird das Bild der Heckkamera angezeigt, aber kein klassischer Blick durch die Heckscheibe geboten. Diese ist aus Designgründen so klein ausgefallen, dass dies ohnehin keinen Sinn gemacht hätte.


Frunk mal anders: Snacks statt Ladekabel.                © Polestar
Frunk mal anders: Snacks statt Ladekabel. © Polestar

Der Fahreindruck entspricht dem Marketingversprechen. Mit 544 PS ist der Polestar 4 Antrittsschnell und agil unterwegs. Wer dieses Gefühl noch verstärken möchte, konfiguriert Fahrwerk und Lenkung sportlicher, sodass nur allzu oft das Piepen im Innenraum ertönt, das an die Höchstgeschwindigkeit auf der aktuellen Strecke erinnert. Die Navigation über Google, One-Pedal-Drive und die Projektion des aktuellen Tempos, der Navigationsrichtung und -entfernung auf die Frontscheibe sorgen dafür, dass man während der Fahrt nicht abgelenkt ist. Sollte dies doch einmal der Fall sein, greifen zahlreichen Sicherheitsfeatures wie Spurkontrollmelder und Müdigkeitswarnung. Hinter dem Steuer erlebt man allerdings die im Wortsinn größte Neuerung nicht: Die Passagiere im Fond haben auch bei sehr langen Beinen genug Platz und eine angenehme Sitzhöhe, sodass auf allen Plätzen lange Fahrten mit viel Komfort möglich sind.


Fazit

Man muss kein Automotive-Fanboy sein, um mit dem Polestar 4 seine Freude zu haben. Konzept, Technik und Design ergeben einen dermaßen harmonischen Mix, dass man binnen der ersten gefahrenen Kilometer auf den E-Geschmack kommt. Natürlich steht dieser Faszination immer noch der Kaufpreis von mindestens 61.900 Euro entgegen.


Klebt mit Ruhe auf der Straße: der Polestar 3 | © Polestar
Klebt mit Ruhe auf der Straße: der Polestar 3 | © Polestar

Welcome to the machine: Polestar 3

Richten wir daher vorab auch direkt den Scheinwerfer auf den Elefanten im Raum: Hatten wir E-Autos nicht als das Versprechen erachtet, von fossilen Brennstoffmotoren in eine energieeffiziente Zukunft durchzustarten? Und jetzt steht da ein E-SUV mit etwas über 2.500 kg vor einem. Widerspricht sich das nicht? Vielleicht hilft bei der Einordnung der Hinweis auf die Wurzeln von Polestar. Ein seit 2017 eigenständiges Joint-Venture von Volvo und dessen chinesischem Eigner Geely. Und genau dort, in der schwedischen Designer-Heimat, wo SUV ihr natürliches Habitat verzeichnen, kann man ihn sich problemlos vorstellen.


Durchdachtes Design beim Rücklicht | © Polestar
Durchdachtes Design beim Rücklicht | © Polestar

Und jetzt packen wir die Vernunft in den

Das Bowers & Wilkins Soundsystem | © Polestar 
Das Bowers & Wilkins Soundsystem | © Polestar 

überaus geräumigen Kofferraum, setzen uns hinter das Lenkrad und lassen den Blick schweifen. In dieser Preisklasse darf man von Materialmix und Verarbeitungsqualität einiges, wenn nicht alles erwarten – und der Polestar enttäuscht nicht. Wir bleiben als erstes natürlich beim Bowers & Wilkins Lautsprecher-Setup hängen. Dieses ist Dolby Atmos kompatibel und verspricht damit ein immersives Audio-Erlebnis. Voraussetzung hierfür ist allerdings eine installierte Tidal-App mitsamt passendem Abo, denn nur dieser Streaming-Dienst bietet aktuell die entsprechende Codierung an. Wobei wir sagen müssen, dass selbst "nur" in HiRes vorliegendes Streaming bereits großartig klingt – aber mit Pink Floyd in Richtung schneebedeckter Serpentinen aufzubrechen, ist nochmal eine andere Kategorie.


Genau in diesen klimatischen Bedingungen spielt der Polestar 3 seine Stärken aus: Er klebt mit Ruhe auf der Straße, egal ob diese trocken, zugeschneit oder vereist ist, und schiebt bei angedeutetem Bleifuß humorlos nach vorne. Wir sind fast etwas enttäuscht, nur auf normalen Verkehrswegen unterwegs sein zu dürfen.

 

Unser Fazit

Ein anderer Automobilbauer hatte vor Jahrzehnten den Claim „Freude am Fahren“ für sich gepachtet und darf ihn unserer Meinung nach nun an Polestar übergeben. Auch wenn wir binnen unserer Testrunden weder die Ladegeschwindigkeit noch die Reichweite bis ans Limit austesten konnten, machen diese Autos einfach Spaß – für jeden, egal ob Fahrer, Beifahrer oder Passagier im Rückraum.


Comments


bottom of page