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Redaktion

Interview: Fünf Fragen an Deichkind


© Benjakon

Wie haben Deichkind die Pandemie erlebt?

Kryptik Joe: Wir haben wie viele andere Künstler gemerkt, dass Kunst offiziell nicht systemrelevant ist. Das ist ein tief verwurzeltes Downgrade gewesen, das wir uns eingestehen mussten. Aber ich habe das nach einem kurzen Schockmoment sportlich gesehen und gedacht: Wir müssen uns das jetzt wieder erarbeiten, dass Menschen verstehen, dass es einen Sinn ergibt, zu Konzerten zu gehen. Dass wir als Kulturschaffende etwas zum Leben beitragen, das sinnvoll ist.

Sind Deichkind systemrelevant?

La Perla: Sich relevant zu fühlen, hat ja oft den Ursprung in der Kränkung. Bei mir fing das als Fünfjähriger an, als Boris Becker Wimbledon gewann und ich plötzlich auch Tennis spielen sollte. Ich war nicht gut darin und hatte auch nicht so Lust darauf. Das hat sich im Fußball wiederholt, wo man gegen Hunderttausend Gleichaltrige, die motivierter sind, ins Tor gestellt wird und gleich einen Ball ins Gesicht bekommt. Da fängt es eigentlich schon an, dass man dieses Relevanzgefühl gar nicht hat.

Andere versuchen das über Social Media zu korrigieren – ihr aber nicht?

Porky: Nein. Social Media entfernt dich maximal von dem Moment, in dem du bist. Und ich habe keinen Bock darauf, fünfmal in der Woche irgendwelche Boomer-mäßigen TikTok-Videos rauszuhauen, nur damit uns der Algorithmus nicht abkackt. Ich will kein Agorithmus-Sklave werden, nur um den Engagement-Mangel auf Social-Media-Plattformen noch irgendwie aufzufangen, indem man immer mehr Müll da reinbringt.

Auf dem neuen Album gibt es weniger Songs über Bier und Hedonismus. Ein Zeichen der Reife?

La Perla: Ich bin einer der nüchternsten Typen, die man treffen kann. Ich verstehe natürlich schon die Intellektualisierung des Rauschs und kann auch eine gewisse Humorebene darin entdecken. Gleichzeitig habe ich das Gefühl, das ist irgendwie auserzählt, da gibt es nicht mehr so viel zu holen. Da haben wir mit den Mülltüten, nackt und besoffen auf der Bühne alle Winkel abgedeckt. Ich persönlich habe mich gefreut, dass die Themen „Party Party“ und „Saufi Saufi“ so ein bisschen weggefadet sind.

Eure Feature-Gäste von Fettes Brot haben neulich das Ende der Band angekündigt. Seht ihr das auch auf euch zukommen?

Porky: Ne. Wir haben aber auch so viel an unseren Beziehungen untereinander gearbeitet, jetzt hat man endlich mal keine Komplexe mehr bei dem, was man macht. Jetzt möchte ich das auch genießen!


 

Deichkind - "Neues vom Dauerzustand"


Wegen des skurrilen Humors kommen und wegen der hintergründigen Gesellschaftskritik bleiben. Deichkinds Lieblingstrick ist so alt wie das Trojanische Pferd und gleichzeitig so jung wie ihr aktuelles Album. Darauf enthalten: 14 Stücke zwischen Hip-Hop, Electropunk und Satire – Neues vom Dauerzustand eben.


Das Interview mit Deichkind findet ihr auch in buddy No. 10 - kostenlos in der Gastronomie erhältlich.


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